In diesem Artikel versuchte ich die wichtigsten genetischen Grundbegriffe und Vererbungsvorgänge am Beispiel der Rot-Braunserie aus meiner Zucht einfach und verständlich zu erklären.
Der Träger der Erbinformationen, die DNA (abgekürzt aus dem Englischen DeoxyriboNucleic Acid), organisiert sich in größeren Einheiten, den Chromosomen, deren Anzahl in verschiedenen Organismen unterschiedlich groß ist.
Der Mensch hat 46 Chromosomen. Und wie viel die Katze? Bei der Hauskatze (Felis catus: Linnaeus, 1758) sind es genau 38. Zwei Gonosomen, die geschlechtsspezifische Informationen tragen und 36 Autosomen, die allgemeine Informationen wie Augenfarbe, Fellfarbe und auch für den Stoffwechsel wichtige Proteine kodieren [1]. Die Hälfte des Chromosomensatzes stammt von der Mutter, die andere Hälfte vom Vater.
Genau ein Gonosom (x oder y) und 18 Autosomen von jedem Elternteil.
Auf den Autosomen sind die Erbinformationen doppelt, jeweils auf dem vom Vater und dem von der Mutter stammenden Chromosom enthalten. Das heißt, dass beispielsweise Informationen zur Fellfarbe sowohl vom Vater als auch von der Mutter vererbt werden. Wobei sich die Informationen selbst unterscheiden können. Chromosomen auf denen Informationen über gleiche Eigenschaften wie Augenfarbe, Fellfarbe oder Felllänge kodiert sind, werden als homologe Chromosomen bezeichnet und mit gleicher Nummer, z.B. Nr. D4, bestimmt. [1, 2, 3]. Von der Mutter bekommt das Baby 18 Autosomen + 1 Gonosom [X] und von demVater 18 Autosomen + 1 Gonosom [X oder Y] , so macht das zusammen 38 Chromosomen.
Gen: Die Erbinformation ist an bestimmten Orten (Loci) auf den Chromosomen kodiert. DNA-Sequenzen, die diese Orte einnehmen, werden als Gene bezeichnet [2].
Allel: Unterschiedliche Ausprägungen der Gene werden als Allele bezeichnet. So kann das Gen für die Fellfarbe beispielsweise in einem eine schwarze Färbung kodierenden Allel oder einem eine braune Färbung kodierenden Allel ausgeprägt werden. Für ein bestimmtes Merkmal verantwortliche Allele befinden sich an den gleichen Genorten homologer Chromosomen. Ist auf Chromosom Nr. D4 der Mutter die Fellfarbe Braun kodiert und auf Chromosom Nr. D4 des Vaters die Fellfarbe Schwarz, besitzt das Kätzchen zwei verschiedene Allele eines Gens. [2,3].
Reinerbig (homozygot): Vererben beide Eltern jeweils ein die gleiche Erbinformation tragendes Allel, ist die Katze im Bezug auf diese Erbinformation reinerbig. Beispielsweise wird eine Katze, die auf den homologen Chromosomen väterlicher- und mütterlicherseits je ein eine orange Augenfarbe kodierendes Allel trägt auch selbst orangefarbene Augen haben [2].
Mischerbig (heterozygot): Vererben die Eltern hingegen unterschiedliche die Augenfarbe bestimmende Allele (z.B. blau von der Mutter und orange vom Vater), ist die Katze im Bezug auf ihre Augenfarbe mischerbig. In diesem Fall lässt sich genau bestimmen welches Allel ausgeprägt wird. Man spricht von Dominanz des Allels das Ausprägung erhält, bzw. von Rezessivität des nicht ausgeprägten Allels. Für die Augenfarbe der Katzen gilt, dass die blaue Farbe gegenüber orange rezessiv vererbt wird. Bei einem die blaue Farbe und einem die orange Farbe kodierenden Allel erscheint die Augenfarbe der Katze also orange [2].
Man nimmt an, dass Katzen ursprünglich ein schwarzes Fell hatten. Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde erstmalig eine braune Fellfarbe beschrieben. Die Entstehung der braunen Fellfarbe geht auf eine Mutation des TYRP1-Gens zurück. Das Gen kodiert die Entstehung von Eumelanin, dessen Gehalt die Farbintensität bestimmt. Bei Säugetieren liegt der Eumelaningehalt in braunen Haaren zu 30- bis 40% unter seinem Gehalt in schwarzen Haaren. Gegenwärtig sind zwei Allele bekannt, die braune Farbvarianten kodieren:
– das Allel b (Brown) dessen Ausprägung eine dunkelbraune bzw. Chocolate-Fellfarbe erzeugt
– und das Allel b1, dessen Ausprägung zu einer helleren Braunvariante, Cinamon, führt
– das nicht mutierte Allel wird als Wild-Typ-Allel bezeichnet und mit dem Großbuchstaben B (für Black) gekennzeichnet
Schwarz (Allel B) ist über Choco (Allel b) dominant und Choco (Allel b) über Cinamon (Allel b1) [3].
B < b < b1
Reinerbig Chocolate (homozygot) ist die Katze, wenn auf dem vom Vater und dem von der Mutter vererbten homologen Chromosom jeweils das Allel bliegt. In diesem Fall erscheint die Katze braun.
Abbildung 1: bei der homozygoten Vererbung, d.h. auf beiden homologen Chromosomen liegt das gleiche Allel, spielt es keine Rolle, ob ein Allel dominant oder rezessiv ist. Liegt beispielsweise auf beiden homologen Chromosomen das rezessive Allel b für Chocolate, trägt die Katze diese Fellfarbe. Die entsprechenden Katzen sind homozygot für Chocolate.
Mischerbig Chocolate/Black (heterozygot) ist die Katze, wenn je ein Allel B und b vererbt werden. Nur das dominante Allel B erfährt eine Ausprägung. Das Fell der Katze ist schwarz.
Abbildung 2: das eine schwarze Fellfarbe kodierende Allel B ist gegenüber dem eine braune Fellfarbe kodierende Allel b dominant. Liegt auf einem homologen Chromosom das Allel b für Chocolate und auf dem anderen homologen Chromosom das Allel B für Schwarz werden alle Kitten schwarz. Diese Katzen sind mischerbig (heterozygot) für Schwarz und Chocolate.
Wer schon einmal schwarze Kitten hatte, weiß, dass manche Kitten an bestimmten Körperstellen, oft am Rücken, Hals oder an den Pfoten, eine reversible Silberfärbung aufweisen (am Körper dicht pigmentiert, an den Spitzen farblos). Diese Fehlpigmentierung wird auch als Frosted bezeichnet und die Kitten mit einer solchen Pigmentierung werden als Puderkitten – wie mit Mehl bestäubt – bezeichnet. Diese unvollständige Pigmentierung ist jedoch vorübergehend. Nach einigen Wochen bis Monaten färbt sich das Fell vollständig.
Eine Ursache für diese Fehlpigmentierung ist bisher nicht bekannt. Interessant ist, dass nach bisherigen Beobachtungen eine mineralstoff- und vitaminarme Fütterung nicht die Ursache ist. Eine genetische Veranlagung ist aber denkbar.
Es wurde beobachtet, dass Elterntiere, die schon einmal ein solches Puderkitten hatten, auch in den folgenden Würfen wieder ein Puderkitten bekommen können, jedoch nicht alle Geschwister eine Frostedfärbung aufweisen, so dass man bei diesem Phänomen von einem rezessiven Erbgang sprechen kann.
In den letzten zwei Jahren hatten wir drei schwarze Kitten, die einen gemeinsamen Vater und drei verschiedene Mütter hatten. Zwei von den dreien waren die Puderkitten 😊 .
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Wir züchten ordnungsgemäß mit veterinäramtlicher Genehmigung nach §11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8a mit Ahnentafel und gehören dem Zuchtverband 1. Bayerischer Edelkatzen Club (1. DEKZV) an
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